Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Bücher, Internet und andere Medien: Sie leben in einer Zeit der Informationsflut. Kaum eine Generation vor Ihnen wird in so kurzer Zeit mit so vielen Informationen konfrontiert. Dabei handelt es sich allerdings zum größten Teil um Informationen, die digital übertragen werden. Ein Großteil der Informationen wird also kognitiv gespeichert. Das kann zum Problem werden, wenn ein Termin ansteht, der einen persönlichen Auftritt erfordert. Im Gegensatz zur digitalen Welt gilt hier nämlich nicht nur die verbale Information, sondern zu über 80% die nonverbale Kommunikation, bestehend aus Gestik und Mimik. Im Zeitalter der digitalen Medien geht das Gespür für die passende Mimik allerdings immer mehr verloren. Wie sollen Sie sich also verhalten, wenn Sie auf Knopfdruck positiv auftreten müssen? Zum Beispiel wenn etwas Wichtiges, wie ein Traumjob auf dem Spiel steht?
Perfekt positive Mimik ist nur unter zwei Bedingungen möglich. Entweder Sie sind ein professioneller Schauspieler mit jahrelanger Übung, oder Sie nutzen eine authentische Vorbereitung. Hier lernen Sie die zweite Option. Indem Sie sich auf das Vorstellungsgespräch ehrlich vorbereiten, haben Sie im Gespräch keine Mühe mehr, durch Ihre Körpersprache, insbesondere Mimik positiv aufzufallen. Im Gegenteil: Sie werden genau das ausstrahlen, was Sie auch denken. So muss Ihr Gegenüber nicht mehr rätseln, ob Sie es mit der Motivation ernst meinen. Nehmen Sie sich daher die Zeit, diese wichtigen Schritte zu gehen, um in der Situation den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen.
Aber warum betonen Profis eigentlich immer wieder die Körpersprache? Mimik und Gestik: Ist beides wichtig? Was hat es auf sich mit dem berühmten ersten Eindruck? Gibt es Tricks für eine positive Mimik, die Sie sich von den Profis abschauen können? Welche Schritte müssen Sie gehen, um authentisch und trotzdem positiv auftreten zu können, selbst in einer schwierigen Situation wie dem Vorstellungsgespräch? Hier erfahren Sie Antworten rund um diese Fragen sowie echte Übungen, die dabei helfen, das Selbstbewusstsein zu steigern. So gehen Sie strahlend in und auch aus dem nächsten Bewerbungsgespräch.
Der erste Eindruck: Sie bekommen (k)eine zweite Chance
Bei der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch wird von den Kandidaten in der Regel der größte Fokus auf die fachlichen Inhalte gelegt. Dieser Fokus hat auch seine Berechtigung, da Sie schließlich nur durch Ihr Fachwissen und Ihre Qualifikationen den ausgeschriebenen Job auch meistern können. Allerdings hilft Ihnen das alles nichts, wenn Ihr Gegenüber schon in den ersten Momenten eher abgeneigt ist. Forschungen belegen nämlich zweifelsfrei, dass die Wirkung von Worten nur zu 7% von dem Inhalt alleine abhängt. Die Intonation, die Mimik und auch die Gestik machen den Löwenanteil dessen aus, was beim Gegenüber ankommt.
Auch das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun legt nahe, dass Kommunikation sehr viel mehr damit zu tun hat, was Ihr Gegenüber versteht, als damit, was Sie wirklich sagen. Warum müssen Sie das alles wissen? Weil es in den ersten Sekunden darauf ankommt, dass Gegenüber zu überzeugen. Die folgenden drei Effekte zeigen Ihnen, warum:
- Primacy-Effekt. Dieser Effekt, auch Kurzzeitgedächtnis-Phänomen genannt, zeigt, dass Menschen Informationen, die Sie zum Anfang und zum Ende eines Gespräches erhalten, stärker bewerten, als Informationen dazwischen. Wenn Sie daher mit einem strahlenden Lächeln starten, professionell verhandeln und sich mit einem gelungenen Scherz verabschieden, bleibt der positive Eindruck.
- Halo-Effekt. Dieser Effekt bezeichnet ein positives Phänomen. Schaffen Sie es, mit einer Eigenschaft positiv aufzufallen, dann überlagert dieser Eindruck andere weniger starke negative Eindrücke. Andersherum ist es beim Horn-Effekt: Ein einzelner Fauxpas, der sich beim Gegenüber einprägt und Sie haben Ihre Chance verspielt. Das klingt unfair, ist aber psychologisch häufig nachzuweisen.
- Recency-Effekt. Dieser Effekt ist die Hoffnung für alle, bei denen es auf Anhieb nicht so gut geklappt hat. Der letzte Eindruck prägt sich nämlich genauso tief ein, wie der Erste. Manche drücken es auch mit dem folgenden Sprichwort aus: Der erste Eindruck zählt, der letzte bleibt.
Diese drei Effekte verdeutlichen Ihnen vor allem eins: Ihre Mimik bestimmt zu über 50% darüber, ob Ihr Gegenüber mit einem positiven oder negativen Gefühl in das Gespräch geht. Das sollte als Grundlage ausreichen, um sich dem wichtigen Thema der Mimik zu widmen. Ganz besonders aber der folgenden Frage: Wie fallen Sie positiv auf?
Körpersprache Mimik: Praktische Tricks von den Profis
Der Unterschied zwischen Selbstwahrnehmung und Außenwahrnehmung ist meistens ziemlich groß. Nicht selten gehen Sie aus einem wichtigen Termin mit einem flauen Gefühl im Magen und fragen sich, ob Sie denn auch alles richtig gemacht haben. Parallel dazu fragt sich Ihr Kollege, wie Sie es immer wieder schaffen, bei so einem Vortrag zu glänzen. Wie kommt es zu diesem Unterschied? Der Schlüssel ist die bewusste Wahrnehmung und Kontrolle der Mimik. Mit dieser Methode arbeiten Schauspieler und andere öffentliche Personen.
Dabei geht es nicht darum, negative Emotionen zu überspielen und trotzdem eine positive Mimik aufzusetzen. Selbst bei der besten Schauspielkunst wird das von Ihrem Gegenüber gespürt. Stattdessen geht es darum, die Kontrolle über Ihre Mimik zu bekommen, indem Sie bewusst Ihre Gesichtszüge wahrnehmen und steuern. Das ist schwieriger als gedacht. Die folgenden drei Übungen helfen Ihnen dabei, diese Aufgabe anzugehen:
- Stecken Sie sich einen Bleistift zwischen die Zähne und lesen Sie eine lustige Geschichte. Sie werden feststellen, dass Sie die Geschichte sehr lustig finden. Dann nehmen Sie den Bleistift zwischen die Lippen und lesen Sie die Geschichte erneut. Plötzlich ist sie gar nicht mehr so amüsant. Wie ist das möglich? Die Mimik beeinflusst direkt Emotionen. So kann ein Lächeln positive Gefühle hervorrufen. Sowohl bei Ihnen, als auch bei Ihrem Gegenüber.
- Lesen Sie Ihren eigenen oder Kindern von Bekannten eine Geschichte vor. Ihre Aufgabe ist, die Geschichte mit Ihrer Mimik so zu untermalen, dass das Kind nicht das Interesse verliert. Übertreibung ist hier gewollt – es ist eine Übung.
- Besuchen Sie das Theater oder Lesungen und notieren Sie sich, warum Sie von dem Vortrag oder dem Theaterstück gefesselt sind. Häufig sind es bestimmte Ausdrücke, die hängen bleiben.
Sie merken: Mimik betrifft viel mehr Komponenten, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Eine vertiefte Beschäftigung mit dem Gesichtsausdruck hilft Ihnen daher nicht nur dabei, beim nächsten Bewerbungsgespräch zu glänzen. Sie haben auch bei persönlichen Gesprächen und in schwierigen Situationen eine wichtige Fähigkeit zur Verfügung.
Mimik im Vorstellungsgespräch: 7 Schritte zu mehr Selbstbewusstsein
Selbst wenn Sie nun wissen, warum Mimik beim ersten Eindruck eine entscheidende Rolle spielt und die ersten Übungen absolviert haben, dann kann alle diese Mühe im Vorstellungsgespräch plötzlich verschwinden. Nervosität führt oft zu einem Blackout, der selbstbewusstes Auftreten und eine kontrollierte Mimik unmöglich macht. Die folgenden sieben Tipps helfen Ihnen, auch in dieser Ausnahmesituation von innen heraus zu strahlen.
#1 Selbstakzeptanz: Nur so klappt es mit der Mimik
Viele Kandidaten sehen sich selbst sehr kritisch. Das wird durch die Stellenanzeigen vieler Unternehmen auch noch gefördert, denn kaum ein Bewerber erfüllt alle Kriterien. Das müssen Sie auch gar nicht. Schließlich sucht Ihr Wunschunternehmen die Bestbesetzung, aber nicht unbedingt den perfekten Kandidaten. Vielleicht bringen Sie sogar noch etwas anderes mit, was eigentlich viel wichtiger ist? Ein authentisches Auftreten ist erstens einfacher und bringt Ihnen zweitens mehr Sympathiepunkte. Die Zeiten der frisierten Hochglanzbewerbungen sind vorbei. Zeigen Sie Ihre Ecken und Kanten.
#2 Ihr Gegenüber: Was fällt auf?
Nicht nur der Personaler schätzt Sie ein, auch Sie müssen den Personaler einschätzen. Ein Trick, der sofort für gegenseitige Sympathie sorgt, ist Wohlwollen. Statt sich an seltsamen Redewendungen oder dem Knick in der Krawatte zu stören: Suchen Sie sich drei Merkmale, die Ihnen sofort positiv an Ihrem Gesprächspartner auffallen. Das schafft von Anfang an eine Vertrauensbasis, die häufig direkt reflektiert wird.
#3 Stimmtraining: Die volle Kontrolle
Mimik ist nur die eine Seite der Medaille. Gerade bei Nervosität ist die Kontrolle über die Intonation des Gesagten nicht unbedingt gewährleistet. Eine deutliche Aussprache und eine melodische Betonung der einzelnen Sätze sind aber unabdingbar für ein positives Auftreten. Um das zu üben, können Sie einerseits das Vorlesen üben, Sie können aber auch einen Schritt weitergehen und einen Schauspielkurs oder eine ähnliche Weiterbildung besuchen. Davon profitiert nicht nur Ihre Karriere.
#4 Der Wohlfühlfaktor: Kleidung im Vorstellungsgespräch
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die richtige Kleidung für diesen wichtigen Termin. Das hat zwar nicht direkt etwas mit Ihrer Kontrolle über Ihre Mimik zu tun, allerdings kann ein unpassendes Outfit zu einem Störfaktor werden, der jede Bemühung zunichte macht. Achten Sie daher darauf, sich über den Dresscode des Unternehmens zu informieren und tragen Sie das Outfit Ihrer Wahl Probe. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie sich in Ihrer Haut auch wohlfühlen.
#5 Optimismus: Die richtige Einstellung
Die innere Einstellung hat einen großen Einfluss auf Ihre äußere Ausstrahlung. Wenn Sie schon mehrere Absagen hinter sich haben, passiert es schnell, dass sich Resignation einstellt. Damit einher geht auch eine gewisse Gleichgültigkeit, was ein neues Jobangebot angeht. Diese Einstellung allerdings verhindert eine positive Ausstrahlung von vornherein. Besser ist es, vor dem wichtigen Tag etwas Abstand zu bekommen und voller Motivation neu durchzustarten. So klappt es auch mit dem echten Lächeln.
#6 Ziele setzen: Mit Fokus in das Bewerbungsgespräch
Was nehmen Sie sich für das Bewerbungsgespräch vor? Den Job zu bekommen? Dieses Ziel ist sehr vage formuliert und Sie haben lediglich 50% des Einflusses. Besser ist es, Ziele zu definieren, die Sie auf jeden Fall erfüllen können. So gehen Sie positiv in und aus dem Gespräch, auch wenn sich vielleicht kein Jobangebot ergibt. Solche Ziele können zum Beispiel sein, Ihre Kollegen kennen zu lernen oder bestimmte Fragen zu klären oder auch Erfolg in der Gehaltsverhandlung. Sie bestimmen, was Ihnen wichtig ist.
#7 Erfolge notieren: Mit Motivation zum nächsten Termin
Genauso wichtig wie fest definierte Ziele sind notierte Erfolge. Schreiben Sie sich auf, was Ihnen im Bewerbungsgespräch gut gelungen ist. Selbst wenn es nicht klappen sollte mit dem Job, hilft Ihnen das, die Motivation aufrecht zu erhalten. Natürlich hat auch konstruktive Kritik ihren Platz. Indem Sie sich allerdings auf Erfolge konzentrieren, werden diese Verhaltensweisen automatisch zunehmen.
Körpersprache Mimik: Nutzen Sie Ihre Chance
Sie wissen jetzt, warum Mimik beim ersten Eindruck zählt, wie Sie Ihren eigenen Ausdruck gezielt trainieren können und wie Sie Nervosität beim Vorstellungsgespräch vorbeugen. Das alles hilft Ihnen dabei, auf natürlichem Wege eine positive Ausstrahlung zu bekommen. In der Regel braucht dieses Training allerdings etwas Zeit. Lassen Sie sich daher nicht entmutigen, wenn es beim ersten Mal nicht klappt. Viel Erfolg!