Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar
Wer in Teilzeit arbeitet, verzichtet auf Einkommen und Beschleunigung der Karriere. Dass Männer diese Arbeitszeitform seltener als Frauen wünschen, wird Dir als Bürokaufmann bekannt sein. Auch ein Personaler ist sich dessen bewusst und wird bei Begründungen pro Teilzeit stets auch männliche und weibliche Bewerbungen differenziert betrachten. Der Bewerbungsbrief kann daher ein Schlüsselinstrument werden, wenn Teilzeitstellen vergeben werden. Wie Du hier Chancen erhalten kannst, wird nun aufgezeigt.
►Bewerbungsschreiben Bürokaufmann auf Teilzeitbasis
Sehr geehrter Herr ___,
zurzeit befinde ich mich als Bürokaufmann im Rechnungswesen in einer ungekündigten Stellung in Vollzeit. Dies gilt gleichfalls für meine Frau, die in fünf Monaten unser Kind erwartet. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, unsere nähere Zukunft zu organisieren.
Da uns beiden sehr daran liegt, unseren Beruf weiterzuführen und gleichzeitig Zeit mit dem Kind zu verbringen, möchten wir gemeinsam in Teilzeit wechseln. Dies wird in meiner momentanen Stelle nicht ohne Probleme umzusetzen sein, da es sich um eine kleine Firma handelt, in der Umstrukturierungen nur schwer umzusetzen sind.
Allerdings bin ich dieser Firma auch sehr dankbar, da mir außergewöhnlich oft eine Weiterbildung zugestanden worden ist. So konnte ich meine Fähigkeiten in der Buchführung, Inventur, Kalkulation und selbst im Marketing ausbauen und modernisieren.
Durch meine Beschäftigung mit Ihrer Firma anhand Ihrer Homepage, Unterredungen mit Kollegen und Ihrer Stellenbeschreibung komme ich zum Schluss, dass mein Ziel lauten muss, Ihr neuer Mitarbeiter zu werden.
Ich werde mich sehr engagiert, lernwillig, sehr erfahren im Rechnungswesen und teamfähig kurzfristig integrieren können. Lernen Sie mich besser kennen, indem Sie mir eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zusenden.
Mit freundlichen Grüßen
Warum arbeiten immer mehr Menschen in Teilzeit?
Der Anteil der in Teilzeit Beschäftigten ist seit der Wende deutlich und kontinuierlich angestiegen. Es ist ein Trend zu erkennen, der als bundesweit einheitlich beschrieben werden kann. Zu dieser Erkenntnis ist durch amtliche Zahlen zu gelangen, die immer noch zwischen Ost und West unterscheiden. Eher ist ein Unterschied zwischen den Geschlechtern herauszulesen, der allerdings sehr stark ist.
Wer arbeitet in Teilzeit?
Teilzeitstellen in Deutschland in Prozent und Relation zu allen sozialversicherungspflichtigen Stellen von 1999 bis 2011:
insgesamt | Männer | Frauen | |||||||
Deutschland | West. | Ost. | Deutschland | West. | Ost. | Deutschland | West. | Ost. | |
1999 |
13,4 |
13,7 |
12,3 |
3,0 |
2,8 |
3,9 |
26,6 |
28,2 |
21,4 |
2000 |
14,1 |
14,4 |
13,2 |
3,5 |
3,3 |
4,4 |
27,5 |
28,9 |
22,6 |
2001 |
14,8 |
15,0 |
14,0 |
4,0 |
3,8 |
4,8 |
28,4 |
29,7 |
23,5 |
2002 |
15,4 |
15,7 |
14,5 |
4,2 |
4,1 |
4,9 |
29,2 |
30,5 |
24,2 |
2003 |
15,9 |
16,2 |
14,8 |
4,4 |
4,3 |
5,0 |
29,9 |
31,2 |
24,7 |
2004 |
16,3 |
16,5 |
15,3 |
4,5 |
4,4 |
5,3 |
30,5 |
31,9 |
25,4 |
2005 |
16,7 |
16,9 |
15,8 |
4,6 |
4,5 |
5,3 |
31,2 |
32,5 |
26,4 |
2006 |
17,2 |
17,3 |
16,6 |
5,0 |
4,8 |
5,8 |
31,9 |
33,1 |
27,4 |
2007 |
17,8 |
17,8 |
17,7 |
5,3 |
5,0 |
6,4 |
33,1 |
34,1 |
29,3 |
2008 |
18,2 |
18,2 |
18,5 |
5,5 |
5,2 |
6,8 |
33,7 |
34,6 |
30,4 |
2009 |
19,0 |
18,9 |
19,4 |
5,8 |
5,5 |
7,4 |
34,6 |
35,4 |
31,4 |
2010 |
19,5 |
19,4 |
19,9 |
6,1 |
5,8 |
7,7 |
35,2 |
36,0 |
32,0 |
2011 |
20,0 |
19,9 |
20,4 |
6,5 |
6,1 |
8,1 |
36,0 |
36,8 |
32,8 |
Nach Quelle: Bundesagentur für Arbeit März 2013
Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 27.483.000 auf 28.381.000 an. Stärker gestiegen ist die Zahl der nicht versicherungspflichtig Beschäftigten, hier muss auch der Minijob einsortiert werden. Auch hier ist der Anteil der Frauen überproportional hoch.
Gründe für die Ausbreitung von Teilzeit
Im Vordergrund stehen wirtschaftliche Gründe. Dieses Argument unterstreicht schon, dass die Regierung ein Gesetz zur Teilzeit und Befristung – https://www.gesetze-im-internet.de/tzbfg/TzBfG.pdf – erlassen hat, welches zu Beginn dieser Entwicklung erlassen wurde und auf die Richtlinie des europäischen Rates von 1999 – https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=uriserv:OJ.L_.1999.175.01.0043.01.DEU – zurückgeht.
Das Ziel ist, die Anzahl der Beschäftigten zu steigern, auch wenn dadurch der Anteil der Vollzeitstellen nicht erhöht werden kann. Es sollen mehr Menschen in Arbeit gebracht werden. Dadurch erhofft sich der Gesetzgeber einen Wachstumsimpuls, der Nachhaltig wirkt.
Warum entscheiden sich Bürger für Teilzeit?
Hier kommen wir nun zum Kern. Auch im Bewerbungsbrief und im Vorstellungsgespräch muss diese Frage beantwortet werden. Diese Frage ist nicht im Zentrum, wird allerdings nicht ausgelassen, da aus dem Lebenslauf keine Hinweise zur Beantwortung herauszulesen sind.
Demnach ist nach Begründungen zu suchen, die von einem Personaler positiv bewertet werden. Gründe wie: „Ich habe keine Lust auf einen Acht-Stunden-Tag“ etc. werden niemals positiv wirken können. Hierdurch würde lediglich verdeutlicht, dass Arbeit an sich negativ gesehen wird. Positiv sind gut motivierte Bewerber, die gerne arbeiten, aber persönliche Gründe für Teilzeit darlegen können, welche die Wirkung nicht ins Negative drehen können.
Wie wirken welche Gründe in der Bewerbung?
Angegebene Gründe für Teilzeit | Sichtweise durch Personaler |
Ich möchte an der Erziehung der Kinder teilhaben und meine Partnerin unterstützen. Wirtschaftlich wird dadurch kein Mangel entstehen. | Der Bewerber zeigt verantwortliches Handeln, Engagement und möchte den Beruf nicht aufgeben. Männer werden dies nun häufiger angeben.
Einschätzung: positiv |
Die Pflege eines Familienmitglieds zuhause benötigt meinen Einsatz. Eine Überweisung in ein Pflegeheim soll verhindert werden. Männer geben diesen Grund nur sehr selten an. | Der Bewerber zeigt, dass er sozial eingestellt, ist verantwortungsbewusst, ordnungsliebend, zuverlässig und engagiert ist. Einschätzung: positiv |
Ich bin in Weiterbildung bzw. Studium und möchte im Beruf engagieren bleiben können, auch um die Ausbildung zu finanzieren. | Der Beruf ist wichtig, daher wird der Bewerber sich auch im Job engagiert zeigen. Da die Bereitschaft zur Fortbildung bewiesen ist, lautet die Einschätzung: positiv |
Nach überstandener Krankheit/Unfall werde ich bald meine frühere Leistungskraft wiedererlangen, möchte aber schon heute wieder im Beruf tätig werden. | Die Heilung erscheint glaubwürdig. Motivation ist stark und deutlich zu erkennen. Der Bewerber wird sich engagiert zeigen. Einschätzung: positiv |
Ich bin ehrenamtlich stark gefordert und möchte diesen Teil nicht vernachlässigen. | Sein Einsatz und Engagement sind klar. Zudem können weitere gute persönliche Eigenschaften abgelesen werden. Es sollte im Vorstellungsgespräch noch nachgefragt werden, ob das Ehrenamt nicht zu stark beansprucht. Einschätzung: grundsätzlich positiv |
Freizeit zur Ausübung von Hobbys etc. soll gesteigert werden. | Der Bewerber steht grundsätzlich der Erwerbstätigkeit nicht immer positiv gegenüber und wird im Zweifel zu wenig Einsatz zeigen.
Einschätzung: negativ |
Eine Vollzeitstelle konnte ich nirgends finden. | Der Bewerber ist wohl zu gering qualifiziert oder nicht in der Lage, geeignete Stellen zu recherchieren.
Einschätzung: negativ |
Falls Du eine Begründung hast, die negativ zu bewerten ist, Du dennoch nicht eine Alternative angeben möchtest, um bei der Wahrheit zu bleiben, wird Deine Ehrlichkeit gelobt. Doch die negativen Einschätzungen werden überwiegen und der Jon anderweitig vergeben. Benutze daher eine der positiv eingeschätzten Gründe, wobei die Tabelle nicht als vollständig angesehen werden muss.