Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Das Berufsleben ist lang. Mindestens 40 Jahre vergehen, in denen man tagtäglich die meiste Zeit bei der Arbeit verbringt. Nicht selten wächst da nach einiger Zeit der Wunsch nach einer Neuorientierung. Entweder sehnen Sie sich danach, dem bekannten Hamsterrad zu entfliehen, oder Sie entwickeln Interesse an einem Fachgebiet, das eigentlich gar nicht mit Ihrer Ausbildung zu tun hat. In beiden Fällen ist eine berufliche Neuorientierung die einzige Chance, Ihre Pläne zu verwirklichen. Allerdings sieht das in der Theorie einfacher aus, als in der Realität. Eine Bewerbung als Quereinsteiger überfordert viele Kandidaten schnell, sodass ein Quereinstieg in unerreichbare Ferne rückt.
Das muss nicht sein. Viele Branchen sind für Quereinsteiger offen, was eine Übersicht der Anzahl an Studiengängen in einem Fachgebiet beweist. Je mehr Studiengänge in einem Beruf vertreten sind, desto höher ist die Offenheit der Sparte für einen Quereinstieg. Das bedeutet für Sie gute Karten, was Ihre berufliche Neuorientierung betrifft. Viele Unternehmen sind offen für innovative Wege, um motivierte Mitarbeiter zu gewinnen. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Bewerbung ist daher, den Fokus auf Ihre Motivation für einen Neueinstieg zu setzen. Wie Ihnen das gelingt, erfahren Sie hier.
Als fachfremder Bewerber müssen Sie nämlich beim Verfassen Ihrer Bewerbung besondere Regeln beachten. Mit den folgenden Tipps und Tricks in fünf Schritten erfahren Sie nicht nur, wie Sie Ihre eigene Entscheidung glaubhaft vermitteln, sondern auch, welche Vorbereitung essenziell für das Bewerbungsschreiben ist. Verpassen Sie außerdem nicht die zwei Top-Tipps, die Ihre Unterlagen ganz nach vorne bringen. So punkten Sie auch ohne Erfahrung und kommen in der Bewerberrunde direkt einen Schritt weiter.
Tipp Nr. 1: Theorie und Realität – Was erwartet Sie im neuen Beruf?
Eine der größten Sorgen von Personalern bei Quereinsteigern sind unrealistische Vorstellungen vom tatsächlichen Berufsalltag. Besonders, wenn der alte Beruf nur noch leidlich ausgeübt wird, machen sich viele Arbeitnehmer idealistische Hoffnungen, was den neuen Job betrifft. Schnell kann dann die Begeisterung in das Gegenteil umschlagen und der Personaler muss die Stelle wieder anders besetzen.
Daher ist Ihre erste Aufgabe, sich gründlich mit der angestrebten Branche auseinanderzusetzen. Eine gute Möglichkeit dafür sind Hospitationen. Als Berufstätiger mit mehrjähriger Erfahrung müssen Sie zwar kein mehrmonatiges Praktikum absolvieren, aber manchmal können schon zwei Wochen Aufschluss darüber geben, ob Ihre Entscheidung wirklich Hand und Fuß hat.
Außerdem erfahren Sie so, ob Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten tatsächlich zu der Branche passen, in der Sie arbeiten wollen. Nach dieser Zeit können Sie klar entscheiden, ob der Arbeitsalltag im neuen Job genau das ist, was Sie sich wünschen. So sind Sie viel besser in der Lage, eine überzeugende Bewerbung zu formulieren.
Bewerbung Quereinsteiger: In 5 Schritten zum Erfolg
Organisation ist die Geheimzutat für das Rezept einer erfolgreichen Bewerbung. Indem Sie sich gründlich vorbereiten, Notizen organisieren und Grundregeln beim Verfassen eines Bewerbungsschreibens einhalten, kann beim Zusammenstellen der Unterlagen eigentlich gar nichts mehr schief gehen.
Aus diesem Grund sollen die folgenden fünf Schritte Ihnen dabei helfen, sich umfassend vorzubereiten. So können Sie sichergehen, dass der Personaler Ihre Gründe für den Wechsel versteht und neugierig wird.
#1 Der Beruf und die Branche: Wie gut kennen Sie sich aus?
Vielen motivierten Quereinsteigern ergeht es ähnlich: Sie entdecken eine interessante Branche und schreiben massenweise Bewerbungen, ohne je eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhalten. Nach einiger Zeit demotiviert dieser Kreislauf, sodass frustriert im alten Job weiter gearbeitet wird. Das ist keine gute Idee.
Besser ist es, den angestrebten Berufszweig im Vorhinein gründlich auf die Möglichkeiten eines Quereinstiegs hin zu untersuchen. So gibt es Fachbereiche, in denen viele Mitarbeiter mit unterschiedlicher beruflicher Herkunft arbeiten und Berufe, die einen einschlägigen Ausbildungsweg erfordern.
In Unternehmensberatungen zum Beispiel haben Sie hervorragende Chancen. Auch Projektleiter und Personaler werden gesucht, wobei in erster Linie die Softskills und nicht die Spezialisierung in den Vordergrund gestellt wird. Der Fachkräftemangel spielt Ihnen dabei in die Hände: Gerade in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Schulen und Kitas werden Quereinsteiger begrüßt.
Wissenschaftliche Einrichtungen beispielsweise oder technische Berufe dagegen suchen eher spezialisierte Fachkräfte. Daher lohnt es sich, vor der Stellensuche das Fachgebiet und den genauen Job einzugrenzen. So ersparen Sie sich Enttäuschungen und bewerben sich von Anfang an effektiv.
#2 Ihre Entscheidung, Ihre Motivation, Ihre Grundlage
Der zweite Schritt nach einer gründlichen Recherche ist die Auseinandersetzung mit Ihrer individuellen Motivation. Wie wollen Sie einem Personaler den Wunsch nach einem Berufswechsel glaubhaft vermitteln, wenn Sie sich selbst die Gründe nicht erklären können?
Machen Sie sich daher zu den folgenden zwei Fragen Notizen oder ein Mindmap:
- Wieso wollen Sie nicht in Ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis und Fachbereich weiterarbeiten? Manchmal sind gar nicht die Aufgaben das Problem, sondern Unzufriedenheit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Da ist kein Quereinstieg die Lösung, sondern ein einfacher Jobwechsel.
- Warum streben Sie eine Beschäftigung in genau diesem neuen Beruf an? Diese Antwort sollte Sie selber überzeugen. Dann haben Sie die besten Karten, diese Argumente auch in einem Bewerbungsschreiben zu verpacken.
Die Gründe können dabei vielfältig sein. Ob gesundheitliche Ursachen, bessere Erfolgsaussichten in dem neuen Unternehmen oder eine bessere Work-Life Balance: Ihre Gründe sind legitim, solange Sie sie auch begründen können. Besonderer Fokus sollte dabei auf Ihre persönliche Motivation gelegt werden.
#3 Der Job: Was erwartet Sie konkret?
Auch wenn Sie sich bereits mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben, bedeutet das nicht, dass Sie auch genau wissen, was Sie am neuen Arbeitsplatz erwartet. Gerade als Quereinsteiger ist es allerdings unerlässlich, dem Personaler zu vermitteln, dass Sie wissen, was auf Sie zukommt.
Ansonsten werden Sie schnell aussortiert, da unrealistische Vorstellungen ein klares Ausschlusskriterium sind. Daher sollten Sie vor allem eins tun: Dem Leser das Gefühl vermitteln, dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Mit den folgenden Tipps gelingt Ihnen genau dieses Vorgehen:
- Gehen Sie auf die Aufgabenbeschreibung in der Stellenbeschreibung ein. Machen Sie deutlich, inwieweit Sie diese Anforderungen erfüllen wollen und können.
- Nennen Sie konkrete Kompetenzen, die Ihnen dabei helfen werden, die Anforderungen zu erfüllen, auch wenn es Ihnen noch an spezifischer Berufserfahrung fehlt.
- Versuchen Sie nicht, mit Erfolgen aus Ihrer bisherigen Arbeitserfahrung zu glänzen, wenn dies nicht in einem thematischen Zusammenhang steht.
- Erwähnen Sie Hobbys, die mit dem angestrebten Berufsziel in Verbindung stehen.
#4 Ihre Stärken: Passen Sie zu diesem Job?
Sie können genau wissen, was auf Sie zukommt und eine Motivation mitbringen. Das alleine beantwortet aber noch nicht die Frage, ob Sie für diesen Job auch wirklich geeignet sind. Naturgegebene Stärken sind der Schlüssel zum Erfolg im Berufsleben. Daher ist es eine gute Idee, Stellenanzeigen und Berufsprofile genau unter die Lupe zu nehmen.
Welche Eigenschaften tauchen dort immer wieder in positiver Verbindung zu Ihrem angestrebten Berufsziel auf? Diese individuellen Stärken ist das, was Sie brauchen, um mit Ihrer Bewerbung zu punkten. Perfekte Kandidaten gibt es natürlich nicht. Achten Sie aber darauf, wenigstens die Muss-Anforderungen klar in Ihrem Anschreiben zu bestätigen.
#5 Das Anschreiben: Auf was müssen Sie achten?
Sie wissen jetzt, wie Sie die passende Sparte für sich finden, Ihre eigene Motivation und die auf Sie zukommenden Aufgaben untersuchen. Nun haben Sie einen ganzen Stapel an Notizen, der in einem Anschreiben verarbeitet werden will. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Die folgenden Tipps helfen Ihnen deswegen dabei, ein überzeugendes Bewerbungsschreiben zu verfassen:
- Der berühmte rote Faden. Lassen Sie Ihr Anschreiben von einer Vertrauensperson gegenlesen. Wenn diese Person Ihrer Argumentation folgen kann und versteht, warum Sie die neue Branche anstreben, dann ist das ein gutes Zeichen.
- Ermitteln Sie einen konkreten Ansprechpartner, an den Sie das Anschreiben adressieren. Der positive Effekt eines persönlich adressierten Bewerbungsbriefes sollte nie unterschätzt werden.
- Achten Sie besonders auf den Ersten und letzten Satz. Mit dem Ersten wecken Sie das Interesse des Lesers, mit dem Letzten halten Sie es. Phrasen und Floskeln sind daher fehl am Platz.
- Stellen Sie einen Bezug zu dem Unternehmen her, für das Sie sich bewerben. Der Wunsch nach einem Berufswechsel alleine reicht nicht. Warum wollen Sie ihn genau dort umsetzen?
- Halten Sie den Fokus auf Ihrer persönlichen Motivation. Mit Berufserfahrung und Fachkenntnis können Sie als Quereinsteiger selten punkten.
- Fordern Sie den Leser zur Handlung auf. Etwa, indem Sie sich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch wünschen oder einen vertiefenden Austausch.
Top-Tipp Nr. 2: Man lernt nie aus!
Egal, ob in der Bewerbung oder im Vorstellungsgespräch: als Quereinsteiger müssen Sie besonders eine Stärke betonen: Lernbereitschaft. Sie werden nach einem erfolgreichen Bewerbungsprozess in einem Unternehmen beginnen, das bereits Mitarbeiter beschäftigt, die vom Fach wahrscheinlich um einiges mehr wissen, als Sie.
Da ist es von Vorteil, eine positive Einstellung gegenüber gegenseitigem Wissensaustausch zu haben und auch von Jüngeren lernen zu können. Obwohl diese Fähigkeit eigentlich eine generelle Stärke ist, sollten Sie bei einem Quereinstieg besonderen Fokus darauf setzen.
Eine weitere gute Idee ist die Erwähnung von Interesse an Fortbildungsmöglichkeiten. Perfekt ist immer eine bereits existierende berufsbegleitende Vorbereitung auf den Quereinstieg. So signalisieren Sie echtes Interesse und Zielstrebigkeit für Ihren neuen Weg. Scheuen Sie sich daher nicht, schon im Anschreiben, aber auch im Bewerbungsschreiben nach Möglichkeiten der Weiterbildung zu fragen.
Bewerbung Quereinsteiger: Nutzen Sie diese Chance
Sie wissen jetzt, dass Sie als Quereinsteiger als einzigen Nachteil die fehlende Berufserfahrung haben. Ihre Vorteile sind dafür Ihre große Begeisterung für die Branche, was mangelnde Fachkenntnis mehr als wett macht. Außerdem haben Sie erfahren, dass eine gründliche Beschäftigung mit dem angestrebten Job und Lernbereitschaft der Schlüssel zu einer erfolgreichen Bewerbung sind.
Wenn Sie nun noch methodisch die fünf Schritte beim Verfassen Ihrer individuellen Bewerbung beachten, dann sind Sie auf dem besten Weg zu Ihrem Traumjob. Viel Erfolg