Anschreiben Gehaltsvorstellung: Diese Formulierungen sind Geld wert

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

anschreiben gehaltsvorstellung
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Die Angabe des Gehaltswunsches in einer Bewerbung wird häufig als Stolperstein betrachtet. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Lesen Sie hier, warum Sie eigentlich dazu aufgefordert werden, Ihre Gehaltsvorstellung zu nennen. Erfahren Sie, welche Strategie dabei für Sie persönlich am besten geeignet ist und auf welche Formalien Sie achten müssen. Und verpassen Sie nicht die Top-3-Fehler, die Ihnen lieber ncht passieren sollten.

Als Bewerber haben Sie es nicht einfach. Insbesondere, wenn Sie den für Sie perfekten Job entdeckt haben. In diesem Fall muss bei der Bewerbung einfach alles stimmen. Und gerade dann, wenn Sie mit Ihrer Bewerbung zufrieden sind und noch einmal das Stellenprofil studieren, fällt Ihnen eine Formulierung ins Auge.

„Bitte nennen Sie uns Ihren Gehaltswunsch.“

Spätestens dann ist es um Ihre Zufriedenheit geschehen. Denn diese Anforderung Ihres potenziellen Arbeitgebers weckt viele Unsicherheiten. Über Geld spricht man schließlich nicht. Oder höchstens sehr ungerne. Und was ist, wenn Ihre Angabe das Aus für Ihre Bewerbung bedeutet? Gleichzeitig wollen Sie sich aber auch nicht unter Wert verkaufen. Wie formulieren Sie also Gehaltsvorstellungen gleichzeitig klar, aber auch realistisch? Das ist eine Gratwanderung, die vielen Bewerbern Kopfzerbrechen bereitet. Wenn Sie auch zu dieser Kategorie gehören, dann lesen Sie jetzt, warum die Angabe Ihrer Gehaltsvorstellungen eine Chance sein kann – und kein Stolperstein.

Anschreiben Gehaltsvorstellung: Warum wird nach Ihrer Angabe gefragt?

Um zu verstehen, warum Sie aufgefordert werden, Ihre Gehaltsvorstellung zu nennen, kann es sinnvoll sein, sich einmal in das Unternehmen hinein zu versetzten. Aus diesem Blickwinkel verstehen Sie auch, warum diese Anforderung in der Stellenbeschreibung viel mehr ist, als nur eine lästige Pflicht. Das Unternehmen kann durch die Angabe der Gehaltsvorstellungen eines Bewerbers nämlich gleich vier Dinge in Erfahrung bringen:

  • Hat der Bewerber eine fundierte Kenntnis der Branche und des dort herrschenden Wettbewerbs?
  • Kann der Kandidat seinen Marktwert gut einschätzen und ist er sich seiner Kompetenzen bewusst?
  • Ist von Anfang an eine transparente und offene Kommunikation zwischen dem Unternehmen und dem Bewerber möglich?
  • Kann sich das Unternehmen diese Person leisten?

Diese vier Punkte sind wichtige Kriterien, die Personaler bei einer Bewerbung eingehend betrachten. Indem Sie Ihre Gehaltsvostellung angeben, stellen Sie also nicht nur sicher, dass Ihr Gehalt in dem von Ihnen gewünschten Rahmen liegt. Sie transportieren gleichzeitig auch die Botschaft das Unternehmens, dass Sie kommunikationsfähig und kompetent sind; zwei Eigenschaften, die jede Bewerbung positiv beeinflussen. Außerdem klären Sie von vorneherein ab, ob die Gehaltsvorstellungen zusammen passen und verschwenden nicht Ihre Zeit. Wie aber finden Sie eigentlich heraus, welches Gehalt Sie für welchen Job angeben können?

Formulierung ist Silber. Information ist Gold. Oder Ihr Gehalt.

Sie haben jetzt eine Vorstellung davon, weshalb es sehr vorteilhaft sein kann, im Anschreiben Ihrer Bewerbung einen konkreten Gehaltswunsch zu formulieren. Eine Frage, die sich direkt stellt, ist unweigerlich:

„Wie sieht das Gehalt in Ihrer Branche aus?“

Die Kenntnis davon, was Sie in diesem Job verdienen können, hat hohe Bedeutung für Sie, um Ihre Bewerbung weiterhin im Rennen zu halten. Sowohl mit einem zu hohen Gehaltswunsch, als auch mit zu niedrigen Gehaltsvorstellungen tun Sie sich keinen Gefallen. Es gilt also, den eigenen Marktwert richtig zu taxieren und die Weichen für Ihre Karriere von Anfang an richtig zu stellen. Hoch einsteigen ist gut, richtig einsteigen ist besser. Daher sollten Sie sich über die vier folgenden Punkte informieren, um mit Ihrem Gehaltswunsch genau ins Schwarze zu treffen:

  1. Ihr Abschluss. Welches Gehalt verdienen Arbeitnehmer mit ähnlichen Kompetenzen?
  2. Gehälter in Ihrer angestrebten Branche.
  3. Was ist Ihre Erfahrung wert? Was verdienen Arbeitnehmer in vergleichbaren Positionen?
  4. In welcher Region wollen Sie arbeiten?

Wenn Sie diese vier Punkte beachten, können Sie ohne Bedenken eine realistische Gehaltsvorstellung in Ihrem Anschreiben formulieren. Die Höhe Ihrer Gehaltsvorstellung ist also die Basis. Darauf baut die Formulierung auf. Denn auch mit Worten können Sie eine Menge richtig machen.

Ihre Strategie. Ihre Formulierung. So geben Sie Ihren Gehaltswunsch im Anschreiben richtig an.

Den schwierigsten Teil haben Sie nun geschafft, denn Sie haben eine konkrete Gehaltsvorstellung, die Sie nur noch formulieren müssen. Ein wichtiger Tipp zum Anfang ist: Machen Sie sich Gedanken über die Strategie Ihrer Bewerbung. Wollen Sie klar und konkret auftreten? Oder direkt am Anfang einen Gehaltskorridor nennen, über den Sie mit sich verhandeln lassen? Es lohnt sich, beide Vorgehensweisen gegeneinander abzuwägen und dabei auch die Geschäftsform des Unternehmens zu beachten. Ein profitorientiertes Unternehmen schätzt ein konkretes Auftreten eher, als eine gemeinnützige Organisation.

In jedem Fall können Sie Ihre Gehaltsvorstellung im Anschreiben aber so formulieren, dass Sie der Anforderung des Arbeitgebers entsprechen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wovon die folgenden Sätze eine geeignete Form darstellen:

  • Meine Gehaltsvorstellung liegt bei 50.000 Euro pro Jahr als angemessener Richtwert aufgrund meiner beruflichen Qualifikation.
  • Meine Gehaltsvorstellungen entsprechen 50.000 Euro pro Jahr.
  • Auf Basis meiner Fähigkeiten in den Bereichen XY und meiner besonderen Qualifikation im Bereich Z stelle ich mir für die Tätigkeit eine angemessene Vergütung in Höhe von 50.000 Euro pro Jahr vor.
  • Mein Gehaltswunsch liegt zwischen 50.000 und 55.000 Euro pro Jahr.

Die Beispiele zeigen Ihnen, dass es unterschiedliche Wege gibt, eine Gehaltsvorstellung in Ihrer Bewerbung zu formulieren. Sie entscheiden, ob Sie dabei argumentativ vorgehen, ob Sie einen Gehaltskorridor vorschlagen oder ob Sie schlicht und klar Ihre Vorstellungen kommunizieren. Wichtig ist nur, dass Sie bei einer Spanne immer als Untergrenze Ihr Wunschgehalt angeben. Denn Ihr Arbeitgeber wird verhandeln. Deshalb sollten Sie sich über ein paar Fakten bewusst sein.

Fakten zu Ihrer Gehaltsvorstellung im Anschreiben.

Wenn Ihre Gehaltsvorstellung in einem realistischen Bereich liegt und Sie mit der Einbindung in Ihrer Bewerbung zufrieden sind, haben Sie einen großen Schritt hin zu einer sehr guten Bewerbung gemacht. Ein weiterer Tipp, der Sie auf diesem Weg hält, ist, auf Formalitäten zu achten. Zu schnell wird Netto mit Brutto verwechselt oder die Frage nach dem Gehalt an unpassender Stelle im Anschreiben erwähnt. Mit den folgenden Tipps können Sie sichergehen, dass Ihnen das nicht passiert:

Geben Sie immer das Brutto-Jahreseinkommen an

Gehaltsvergleichsportale und Online-Jobbörsen geben immer Vergleichswerte von Brutto-Jahreseinkommen an. Der tatsächliche Nettoverdienst, den Sie verdienen, hängt von Ihrer Lohnsteuerklasse ab. Damit Sie ermitteln können, welche Höhe Ihr tatsächliches Wunschgehalt hat, lohnt sich ein Blick auf einen Gehaltsrechner. Dort können Sie sehen, welche Summe am Ende des Monats tatsächlich auf Ihrem Konto landet.

Entscheiden Sie sich, ob Sie das Gehalt auf 12 oder 13 Monate beziehen wollen.

Ein 13. Jahresgehalt ist nur noch selten üblich. Daher sollten Sie genau prüfen, ob das Gehaltsvergleichsportal den angegebenen Lohn auf 12 oder 13 Monate bezieht. Falls ein 13. Monatsgehalt in Ihrer Branche nicht üblich ist, sollte das auch in Ihrer Bewerbung nicht angegeben werden, damit ein positiver Eindruck bestehen bleibt.

Nennen Sie Ihren Gehaltswunsch am Ende Ihres Anschreibens.

Bei Ihrer Bewerbung sollte es primär um Ihre Motivation für den Job und Ihre Eignung gehen. Das signalisieren Sie ganz elegant, indem Sie den Wunsch nach Ihrer Gehaltshöhe ohne besondere Betonung im letzten Satz erwähnen.

Schlagen Sie beim Jobwechsel höchstens 10-20% auf Ihren Lohn auf.

Sie können davon ausgehen, dass Ihr neuer Arbeitgeber sich eingehend über Ihre Bewerbung informiert. Und auch darüber, was Sie in Ihrer vorherigen Position verdient haben. Das ist ein wichtiger Punkt für die Gehaltsverhandlung. Indem Sie also nur leicht ansteigen, bleibt Ihre Bewerbung angemessen und Sie können der Gehaltsverhandlung im Gespräch ohne Bedenken entgegensehen.

Mit diesen Fakten, einer realischen Einschätzung Ihres Marktwertes und einer passenden Formulierung hat Ihre Bewerbung nun die besten Voraussetzungen. Wichtig ist jetzt, dass Ihnen kein Fehler mehr unterläuft.

Die Top 3 Fehler in Ihrer Bewerbung bei der Angabe des Gehaltswunsches.

1. Schweigen ist Gold? Nicht für Ihr Konto.

Viele Bewerber informieren sich über die passende Gehaltshöhe und schrecken dann davor zurück, diese tatsächlich auch in der Bewerbung zu nennen. Zu groß ist die Angst, als unpassend wahrgenommen zu werden und den Job nicht zu bekommen. Aber genau das kann passieren, wenn die exakte Aufforderung aus der Stellenausschreibung missachtet wird. Das Unternehmen kann dann nicht einordnen, ob Sie Ihren Marktwert einfach nur nicht kennen, oder ob Sie tatsächlich Anweisungen missachten. Daher ist es keine gute Idee, nichts anzugeben. Sie haben sich informiert, Sie wissen was Sie in Ihre Bewerbung schreiben können  – und das dürfen Sie auch tun.

2. Falsche Bescheidenheit. Besonders falsch bei der Bewerbung.

Bescheidenheit ist eine Tugend. Das stimmt zwar, aber das gilt nicht für Ihre Bewerbung. Ein Tipp ist es also, für diesen Anlass zu überlegen, welche Konsequenz Ihre Bescheidenheit nach sich zieht.Erstens treten Sie dadurch weniger selbstbewusst auf, was ein entscheidender Fehler im Bewerbungsprozess ist. Zweitens werden Sie im besten Fall jahrelang für das Unternehmen arbeiten, weshalb sich Ihr Gehalt auch tatsächlich lohnen sollte. Überlegen Sie sich also gut, was Ihnen der Job wert ist und was Sie dem Job wert sein sollten.

3. Ausweichmanöver. Das Aus für Ihre Bewerbung?

Es ist verlockend, die Gehaltsfrage ausschließlich im persönlichen Gespräch zu belassen. Dort kann man sein Gegenüber direkt einschätzen und die Gefahr ist kleiner, sich mit einem unpassenden Wunsch direkt ins Abseits zu schießen. Allerdings wird Ihnen genau das auch passieren, wenn Sie in Ihrer Bewerbung nicht konkret werden. Im persönlichen Gespräch lässt sich das Gehalt zwar besser verhandeln. Aber nur, wenn Sie vorher den Rahmen festgelegt haben.

Ihre Bewerbung. Ihre Entscheidung. Ihr Gehalt.

Letzlich erfordert die Frage nach dem Gehalt immer Fingerspitzengefühl. Es lohnt sich daher immer für Sie, Ihre Schmerzgrenzen klar festzulegen. Die beste Arbeit macht keinen Spaß, wenn Sie nicht wertgeschätzt wird. Genauso macht es keinen Spaß, ein hohes Gehalt auf dem Konto zu haben, aber ungerne zur Arbeit zu gehen. Damit ist und bleibt die Höhe des Gehalts Ihre Entscheidung. Und die dürfen Sie ohne Umwege klar kommunizieren!