Alternativfragen im Bewerbungsgespräch: Richtig & effektiv einsetzen

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar

Alternativfragen im Bewerbungsgespräch
Wie bereiten Sie sich auf Alternativfragen im Bewerbungsgespräch optimal vor?

Ein Bewerbungsgespräch ist ein Termin, den viele Kandidaten gleichzeitig mit Freude, aber auch einer gewissen Portion Angst erwarten. Schließlich geht es an diesem Tag um einen Job. Gerade wenn Sie sich sehr viel von dem Stellenangebot erhoffen und ihren Traumjob nicht durch einen Patzer im Vorstellungsgespräch aufs Spiel setzen wollen, lastet ein großer Druck auf Ihren Schultern. Ein positiver erster Eindruck, gut geführter Smalltalk, schlagfertige Antworten: Es wird eine Menge erwartet. Geht es dann noch um schwierige Frage, die Sie aus Ihrer Reserve locken, geschieht es um das Selbstvertrauen der meisten Kandidaten.

 

Alternativfragen im Bewerbungsgespräch gehören zu dieser Kategorie der Fragen, die Bewerber regelmäßig aus der Fassung bringen. Hier geht es nämlich nicht nur darum, ohne zu zögern Entscheidungen zu treffen. Es geht auch darum, zu zeigen, wie kreativ Sie an Probleme herangehen. Aber Alternativfragen im Bewerbungsgespräch sind nicht nur eine Methode, auf die Sie sich gut vorbereiten sollten. Es ist auch eine Methode, die Sie selber anwenden können, um Informationen über Ihren potenziellen Arbeitgeber zu erhalten. Hier erfahren Sie, wie Ihnen beides gelingt.

Aber was sind eigentlich Alternativfragen im Bewerbungsgespräch? Gibt es Strategien, die Sie wählen können, um Alternativfragen schlagfertig zu beantworten? Wie drehen Sie den Spieß um und stellen Ihrerseits Fragen an den Gesprächspartner? Und was können Sie allgemein über das Frage-Antwort-Spiel lernen, damit Sie im Gespräch leichter mitkommen? Rund um diese Fragen finden Sie hier Antworten. So können Sie beim nächsten Vorstellungsgespräch jede einzelne Frage geschickt meistern und den Gesprächsfluss sogar genießen. Viel Erfolg!

 

Alternativfragen: Die Wahl zwischen den Möglichkeiten

Grundsätzlich lassen sich Fragen in drei Kategorien einteilen. Es gibt offene Fragen, die meistens mit einem W-Wort beginnen. Dazu gehört zum Beispiel die Frage nach Ihren bisherigen Erfahrungen? Dann gibt es geschlossene Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können. In dieser Kategorie geht es meistens um Details, die abgeklärt werden. Die dritte Kategorie ist den Alternativfragen zuzuordnen. Hier wird eine Frage gestellt, die bereits zwei oder mehr Alternativen als Antwort impliziert. Genau wie bei den offenen Fragen kann hier ausführlicher geantwortet werden.

Folgende Alternativfragen können Sie in Bewerbungsgesprächen häufig beobachten:

 

  • Trinken Sie lieber Kaffee oder Tee?
  • Sind Sie mit dem Auto gekommen oder haben Sie die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt?
  • Sind Sie bereits vor Beginn der Kernarbeitszeit für Anrufe zu erreichen oder beginnt Ihre Erreichbarkeit mit Arbeitsbeginn?
  • Sind Sie eher einem Gehalt mit erfolgsabhängigen Boni zugetan oder bevorzugen Sie ein Festgehalt?
  • Arbeiten Sie lieber in einer untergeordneten Teamposition oder übernehmen Sie lieber die Führung?

 

Spontan fallen Ihnen auf diese Beispiele bestimmt noch mehr Alternativen ein, die Sie als Antwort nennen könnten! Tatsächlich geht es bei Alternativfragen nicht darum, Sie auf einzelne Antworten festzulegen, sondern so viele Informationen wie möglich zu erhalten. Wenn Sie sich in den Personaler hineinversetzen, verstehen Sie auch warum: Eine wildfremde Person innerhalb von maximal einer halben Stunde einzuschätzen, ist keine einfache Aufgabe.

Bei der Beantwortung von Alternativfragen geht es daher darum, authentisch und ausführlich zu antworten. Wenn Sie das noch mit Ihrer individuellen Gesprächsstrategie verbinden, haben Sie die besten Karten.

 

Alternativfragen im Vorstellungsgespräch: 3 Strategien

Es lohnt sich, bereits vor Beginn des Gespräches eine Strategie zu wählen, mit der Sie den Termin angehen wollen. Wie Sie wissen, lassen sich schwere Aufgaben nur mit der richtigen Taktik meistern. Und Taktik ist die kleine Schwester der Strategie. Indem Sie ein klares Ziel vor Augen haben, ist es sehr viel einfacher, geschickt und stringent auf Fragen zu antworten.

Die folgenden drei Strategien stellen Optionen dar, für die Sie sich entscheiden können. Vergessen Sie aber auch nicht, Ihre Situation individuell zu betrachten. Nur ein Zusammenspiel aus den Komponenten Arbeitgeber, Bewerber und Aufgabengebiet macht es möglich, die richtige Strategie zu wählen.

 

#1 Der Entscheider: Treffen Sie Ihre Wahl!

Insbesondere, wenn Sie sich als Führungskraft bewerben, ist eine Eigenschaft entscheidend: Handlungsfähigkeit. Diese Eigenschaft bringen Sie nur dann mit, wenn Sie sich schnell und fundiert entscheiden können. Wenn Sie also beim Bewerbungsgespräch die Strategie des klaren, selbstbewussten Anführers fahren, sind schnelle und entschiedene Antworten die beste Möglichkeit.

Gerade bei schwierigen Fragen gilt es, nicht zu zögern. So eine Frage ist beispielsweise die Alternativfrage bezüglich der Erreichbarkeit. Ein entschiedener Standpunkt ist hier mehr wert, als die Versicherung, immer erreichbar zu sein. Ihre Antwort auf Frage 3 könnte wie folgt aussehen:

Meine Erreichbarkeit beginnt mit Arbeitsbeginn. In dieser Zeit konzentriere ich mich voll und ganz auf die Belange meiner Mitarbeiter. Abseits von dieser Arbeitszeit kontrolliere ich einmalig meine Mails und Anrufe, um eventuelle Notfälle auszuschließen.

 

#2 Kreative Bewerber: Verfechter der dritten Option

Alternativfragen stellen Ihnen frei, eine weitere Option in Ihrer Antwort zu erläutern. Da es grundlegend darum geht, Sie als Person einzuschätzen und möglichst viele Informationen zu erhalten, ist diese Vorgehensweise durchaus geschickt. Allerdings gibt es auch Alternativfragen im Bewerbungsgespräch, bei denen es sich empfiehlt, eine der beiden Antwortmöglichkeiten zu wählen und nicht unbedingt auf der dritten Option zu beharren.

Bei der Frage nach den Getränken ist es beispielsweise höflicher, eine der angebotenen Möglichkeiten zu akzeptieren, anstatt einen Sonderwunsch zu äußern. Geht es dagegen um Grundsätzlichkeiten wie in Frage 5, empfiehlt sich eine ausführliche Antwort, die wie folgt aussehen kann:

Die Übernahme von Führungsverantwortung mache ich stets von meinem Erfahrungsgrad abhängig. Wenn ich bestimmte Aufgaben zum ersten Mal übernehme, fühle ich mich unter Anleitung durchaus wohler. Habe ich dagegen bereits Erfahrung und kann diese als Mehrwert einsetzen, leite ich auch gerne ein Team an.

 

#3 Erfahrene Kandidaten: Erreichen der Metaebene

Wenn Sie bereits mehrere Jahre Berufserfahrung mitbringen, lohnt es sich, die Fragen zu durchleuchten und auf die eigentliche Motivation des Fragestellers einzugehen. Das gelingt Ihnen aber nur, wenn Sie sich bestens mit der Materie auskennen. Als Frischling führt Sie diese Strategie schnell auf Glatteis.

Bei der Gehaltsfrage beispielsweise haben Sie die Gelegenheit, eine Grundsatzfrage direkt im Vorstellungsgespräch zu klären. Ein Gehalt mit erfolgsabhängigen Boni setzt nämlich den Mitarbeiter in die Position, sich den Erfolg und die Anerkennung erst verdienen zu müssen. Als erfahrene Arbeitskraft kann das Unternehmen dagegen davon ausgehen, dass Sie von Anfang an Ihr volles Gehalt wert sind. Das könnten Sie zum Beispiel wie folgt ausdrücken:

Ich betrachte die Höhe des Gehalts als Wertschätzung des Unternehmens gegenüber der Leistung der Mitarbeiter, die maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen. Bonuszahlungen lehne ich aus diesem Grund generell ab, da mir der Vertrauensvorschuss in meine Fähigkeiten wichtig ist, um erfolgreich arbeiten zu können.

 

Selber Alternativfragen stellen: So punkten Sie

Ein Bewerbungsgespräch wird nicht selten aus einer bestimmten Perspektive betrachtet: Der Kandidat kann sich glücklich schätzen, wenn er eingestellt wird und sollte daher alle Fragen schlagfertig beantworten können. Mit dieser Brille betrachten Kandidaten das Vorstellungsgespräch als eine Art Prüfung. Wie wäre es aber, wenn Sie einmal das Unternehmen auf den Prüfstand stellen? Schließlich haben auch Sie eine Entscheidung zu treffen.

Natürlich gelten trotz dieses Ansatzes die üblichen Höflichkeitsregeln. Fragen zum richtigen Zeitpunkt stellen und den Gesprächspartner nicht unterbrechen, ist ein wichtiger Grundsatz. Außerdem sind zusammenhangslose Fragen keine gute Idee, schließlich geht es nicht darum, möglichst viele Fragen zu stellen, um die Gesprächsführung zu übernehmen. Wenn Sie diese Regeln allerdings beachten, sind Alternativfragen Ihrerseits ein gutes Mittel, mehr Informationen über den Job zu bekommen.

 

Eigene Alternativfragen können zum Beispiel so aussehen:

 

  • Arbeiten Ihre Mitarbeiter in festen Schichten oder in Gleitzeit mit einer Kernarbeitszeit?
  • Sind meine Aufgaben eher dem Schwerpunkt WX oder dem Schwerpunkt YZ zugeordnet?
  • Wird das Arbeitspensum eher projektbezogen gestaltet oder ergeben sich Routineaufgaben?
  • Erfordert dieser Job eine hohe Reisebereitschaft oder wird dieser Job direkt am Standort angeboten?

 

Diese vier Fragen sind nur ein paar Beispiele, die Ihnen zeigen, wie wichtig eigene Alternativfragen sind. Indem Sie die Fragen nicht offen formulieren („Wie sehen meine täglichen Aufgaben aus?“), sondern zwei klare Alternativen nennen, bekommen Sie detaillierte Antworten. Nutzen Sie daher die Zeit vor dem Vorstellungsgespräch und bereiten Sie individuelle Alternativfragen vor.

 

Alternativfragen im Bewerbungsgespräch: Taktiken der Gesprächsführung

 

Das Frage-Antwort-Spiel ist so alt, wie die Gesprächsführung selbst. Natürlich gibt es Gespräche, von denen weniger abhängt, wie zum Beispiel ein Gespräch unter Freunden. Aber selbst hier gilt: Fragen stellen ist selten, das Gegenüber erzählt viel mehr von sich aus. Dabei ist das Instrument der Frage ein mächtiges Mittel, um zwischenmenschliche Beziehungen zu verändern.

Bezogen auf die Situation des Vorstellungsgespräches gilt dasselbe. Auch wenn Sie als Bewerber eigentlich vom Unternehmen unter die Lupe genommen werden, schaffen Sie es nur echtes Interesse zu signalisieren, wenn Sie selber Fragen stellen. Sonst entsteht schnell der Eindruck, dass Sie glauben bereits alles zu wissen oder unrealistische Vorstellungen haben. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Kultur des Fragens zu etablieren. Damit können Sie gleich heute anfangen, indem Sie im nächsten Gespräch, sei es am Telefon, unter Freunden oder eben im Vorstellungsgespräch beginnen, Fragen zu stellen.

 

Ihr Bewerbungsgespräch: Sie entscheiden über Fragen und Antworten

Sie wissen jetzt, was Alternativfragen sind und welche typischen Fragen auf Sie im Vorstellungsgespräch zukommen. Indem Sie sich auf eine Strategie festlegen, haben Sie die besten Chancen, Ihr Gegenüber zu überzeugen. Daneben sollten Sie aber auch nicht vergessen, eigene Alternativfragen vorzubereiten. Falls Ihnen im Eifer des Gefechts die Details nicht mehr einfallen, hilft ein kleiner Notizblock, auf dem Sie Ihre Gedanken festgehalten haben.

Neben der Fokussierung auf das Vorstellungsgespräch ist es allerdings auch ratsam, die Kultur des Fragens rechtzeitig zu etablieren und zu üben. Wenn Sie nämlich schon im Vorstellungsgespräch sitzen, ist es dafür häufig zu spät.